Preisträger des Roelin-Preises für Wissenschaftspublizistik

2023

Felicitas Mokler

Felicitas Mokler

Die Wissenschaftsjournalistin und -autorin Felicitas Mokler erhält den Hanno und Ruth Roelin-Preis für Wissen­schaftspublizistik für das Jahr 2023. Der Preis, der alle zwei Jahre vom Max-Planck-Institut für Astro­nomie Heidelberg (MPIA) vergeben wird, ehrt Wissen­schaftler*innen, Wissen­schafts­publi­zist*innen und akademische Lehrer*innen, die einer breiteren Öffent­lich­keit neue Erkennt­nisse aus der Astronomie und Weltraum­forschung besonders erfolgreich vermittelt haben. Es können auch Leistungen didaktischer Art ausgezeichnet werden.

Die Astrophysikerin Dr. Felicitas Mokler verspürte bereits beim Abschluss ihrer Promotion den Drang, ihre Erlebnisse als Forschende und die dabei gewonnenen Erkenntnisse einem breiten Publikum nahezubringen. Mit einem Artikel zur „Planeten­entstehung auf der Raumstation“, in dem sie über ihre Forschung im Rahmen ihrer Doktorarbeit berichtete, gewann sie 2008 den KlarText-Preis für Wissenschafts­kommunikation der Klaus Tschira Stiftung in der Sparte Physik. Nach einigen Jahren als Forscherin und Presse­referentin in akademischen Ein­richtungen machte sie ihre Berufung zum Beruf und arbeitet seither als Wissenschafts­journalistin und Astronomie-Kommunikatorin – zunächst für die Zeitschrift Sterne und Weltraum, seit 2014 als freie Autorin. Artikel von Mokler sind unter anderen in Spektrum der Wissenschaft, der Neuen Zürcher Zeitung und der FAZ erschienen. 2017 gründete sie das Online­magazin „Die Weltraumreporter“ als Teil der Journalismus-Genossenschaft „Riffreporter“. In diesem Jahr ist Mokler außerdem für das Max-Planck-Institut für Radioastronomie als Koordinatorin für das Projekt „Universe on Tour“ tätig, in dessen Rahmen ein aufblasbares Planetarium und eine kleine Ausstellung durch Deutschland reisen.

Darüber hinaus liegt es der Jury am Herzen, Felicitas Moklers Aktivitäten als Buchautorin besonders herauszustellen und zu würdigen. Drei Bücher hat Mokler in den letzten Jahren geschrieben – zwei als alleinige Autorin, eines als Ko-Autorin. „Astronomie und Universum – Was wir über das Weltall wissen“, erschienen 2020 im Kosmos-Verlag, ist eine Reise durch die gesamte Astronomie. Das Buch löst den Anspruch ein, grundlegendes Verständnis für die physi­kalischen Zusammen­hänge zu vermitteln, lässt aber durch die reichhaltige Bebilderung auch die ästhetischen Seiten der Astronomie zum Zuge kommen. Neben klassischen Themen kommen dabei moderne Forschungsfelder zu voller Geltung.

Moklers jüngstes Buch, „Die Evolution des Universums“, 2022 ebenfalls bei Kosmos erschienen, zeichnet nach, wie in unserem Universum aus der anfänglichen Urknallphase die heute sichtbaren Strukturen entstanden sind. Auch dieses Buch vermittelt die zugrundeliegenden physikalischen Zusammenhänge auf leicht verständliche, gut lesbare Weise, und räumt modernen For­schungs­ergeb­nissen ausgiebig Raum ein. Das Buch wurde auch in mehreren Rezensionen als ein herausragendes, ausgesprochen lesenswertes Werk gewürdigt, das die bereits umfangreiche populär­wissen­schaftliche Bibliothek über Kosmologie auf eigenständige Weise bereichert.

Außerdem möchte die Jury das Buch „Unter den Polarlichtern der Antarktis“ (Knesebeck 2022) hervorheben. Das von Mokler verfasste Buch schildert die Erfahrungen des Münchener Physikers Robert Schwarz, der über 15 Winter am geografischen Südpol für verschiedene amerikanische Universitäten Neutrinoexperimente und Mikrowellenteleskope bei der Amundsen Scott South Pole Station betreute. Dem Buch gelingt es, aus der Perspektive von Schwarz seinen Leserinnen und Lesern eindringlich Leben und Forschen an einem der entlegensten und lebensfeindlichsten Orte auf unserem Planeten zu vermitteln, wo die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den kosmischen Phänomenen ganz nah und irdischen Extremen wie Kälte, Trockenheit, Sturm und Dunkelheit ausgesetzt sind.

Dieses ebenso fundierte wie vielfältige Wirken, das Astronomie auf lebendige und fesselnde Weise und physikalisch fundiert zugänglich macht, würdigt die Jury mit dem Hanno-und-Ruth-Roelin-Preis 2023. Die Jury für den Roelin-Preis 2023 bestand aus der Wissenschaftsjournalistin Sibylle Anderl (FAZ), dem Astrophysiker Thomas Janka (Max-Planck-Institut für Astrophysik) sowie Markus Pössel als Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Max-Planck-Instituts für Astro­nomie. Der Preis wurde am 12. September in Berlin auf der Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft verliehen.

2021

Olaf Fischer

Olaf Fischer

Olaf Fischer vom Haus der Astronomie erhält den Hanno und Ruth Roelin-Preis für Wissenschaftspublizistik für das Jahr 2021. Der Preis, der alle zwei Jahre vom Max-Planck-Institut für Astronomie Heidelberg (MPIA) vergeben wird, ehrt Wissenschaftler*innen, Wissenschaftspublizist*innen und akademische Lehrer*innen, die einer breiteren Öffentlichkeit neue Erkenntnisse aus der Astronomie und Weltraumforschung besonders erfolgreich vermittelt haben. Es können auch Leistungen didaktischer Art ausgezeichnet werden.

Fischer (*1958) studierte ab 1982 an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena Physik und Astronomie. Nach seinem Diplom 1987 unterrichtete er für ein ­­Jahr an der Spezialschule mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Richtung in Leipzig; 1992 promovierte er in Jena mit einer Arbeit zur Modellierung der Polarisation in zirkumstellaren Staubhüllen. Nach Forschungsjahren zur Sternentstehung am Heidelberger MPI für Astronomie und am Bonner MPI für Radioastronomie kam er 1997 zur Arbeitsgruppe Fachdidaktik der Physik und Astronomie an die FSU nach Jena zurück. Dort sammelte er umfassende Erfahrungen in der Arbeit mit Schülern und Schülergruppen und in der Begabtenförderung im Rahmen der Deutschen SchülerAkademie; 2003 habilitierte er sich mit einer fachdidaktischen Arbeit zum Thema „Modelle und Experimente – Brücken zu Vorstellungen und Erkenntnissen der Astronomie“.

Aus einer Zufallsbegegnung mit Jakob Staude, dem damaligen Chefredakteur der populären Magazins Sterne und Weltraum, auf der "Astrobux" in Buxtehude im Herbst 2003 erwuchs eine Zusammenarbeit, die in dem Projekt "Wissenschaft in die Schulen" (WIS) mündete. WIS macht aktuelle Themen der Forschung, die in Sterne und Weltraumbehandelt werden, für den Einsatz in der Schule nutzbar. Das Projekt wurde ab 2005 durch die Klaus Tschira Stiftung gefördert und war wichtiger Teil der Aktivitäten auf dem Königstuhl, die zur Gründung des Hauses der Astronomie führten. Hier fand Olaf Fischer mit WIS eine dauerhafte Basis.

Zu den Aufgaben Fischers, der ab 2010 auch Privatdozent an der Universität Heidelberg war, kamen am Haus der Astronomie bald auch die Betreuung studentischer Abschlussarbeiten in Physik und Astronomie, sowie die Durchführung zahlreicher Lehrerfortbildungen in Heidelberg wie auch bundesweit hinzu.

Jakob Staude als Laudator für den Roelin-Preis sagt: " Mit seinem konsequenten und unermüdlichen Einsatz für die praktische Schuldidaktik der Astronomie leistet Olaf Fischer einen nachhaltigen Beitrag zur Etablierung unserer Wissenschaft im deutschsprachigen Bildungssystem."

2019

Sibylle Anderl

Sibylle Anderl

Am 17. September 2019 wird anlässlich der Eröffnung der Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft in Stuttgart der Hanno und Ruth Roelin-Preis für Wissenschaftspublizistik an Sibylle Anderl verliehen.

Sibylle Anderl (1981) studierte in Berlin Physik und Philosophie mit Abschlussarbeiten in Astrophysik und Philosophie des Geistes, daneben illustrierte sie Schul- und Kinderbücher. Ab 2010 promovierte sie an der Universität Bonn über Stoßwellen im interstellaren Medium, anschließend erforschte sie 2013–2017 als Postdoc in Grenoble Fragen im Kontext der Sternentstehung und der Astrochemie. 2010 begann sie auch als freie Mitarbeiterin für die Frankfurter Allgemeine zu schreiben, 2017 stieg sie dort als Redakteurin im Feuilleton, Ressort „Natur und Wissenschaft“ ein.

Seither deckt sie in der F.A.Z. mit zahlreichen Beiträgen ein breites Spektrum ab: Themen der Physik und Astrophysik, Philosophie und Wissenschaftstheorie, künstliche Intelligenz, Wissenschaftspolitik, aber auch Verbindungslinien aus der Wissenschaft hinein in die Künste finden sich darunter… Die besondere Herausforderung dieses umfangreichen Interessenspektrums liegt darin, den bunten Teppich des Feuilletons und der Wissenschaftsberichterstattung lebhaft und unterhaltsam zu gestalten und die wirklich neuen, ansonsten für den angesprochenen allgemeinen Leser in ihrer Tragweite kaum erfassbaren Ergebnisse der aktuellen Forschung so in ihre Darstellung hineinzuweben, dass im Zusammenhang mit dem schon Bekannten auch deren neuer Sinn erkennbar und verständlich wird und sich für den allgemein interessierten Leser richtig in das bereits Bekannte einordnen lässt.

Ihr kürzlich erschienenes Buch Das Universum und ich – die Philosophie der Astrophysik (Hanser 2017) ist im Sinne des erwähnten „bunten Teppichs" geschrieben. Die Philosophie kommt hier in Form der Fragestellungen aktueller Wissenschaftsphilosophie ins Spiel. Dem Leser wird so verständlich, auf welchen Wegen wir aus dem bloßen Beobachten ferner kosmischer Objekte, mit denen wir ansonsten in keiner Weise selbst in Berührung kommen, Erkenntnisse über deren physikalische Natur gewinnen können: Wir bauen uns Modelle, anhand derer wir die Beobachtungen diskutieren; nur so können wir schrittweise immer eindeutigere und genauere Schlussfolgerungen über Zustand und Entwicklung der Himmelskörper gewinnen – und damit immer wieder auch regelrechte Umbrüche unseres Weltbildes auslösen. Die Modelle werden durch Gleichungen ausgedrückt, welche die beteiligten physikalischen Größen miteinander in Beziehung setzen: Massen, Kräfte, Geschwindigkeiten, Feldstärken, Räume und Zeiten, die gemäß den heute als gültig angenommenen physikalischen Gesetzen die Eigenschaften unserer Gegenstände beschreiben. Damit ergeben sich neue Messgrößen, die wir mit neuen Beobachtungen überprüfen, welche die gewonnenen Erkenntnisse bekräftigen oder auch widerlegen können.

Seit der Veröffentlichung ihres Buches, das mittlerweile in dritter Auflage erschienen ist, ist Sibylle Anderl auch in zahlreichen Radio- und Fernsehsendungen immer wieder als sympathische und überlegte Repräsentantin der Astrophysik in der Öffentlichkeit präsent.

2017

Michael Winkhaus

Michael Winkhaus

Michael Winkhaus, seit dem Jahr 2000 Lehrer für Mathematik, Physik und Astronomie am Carl-Fuhlrott-Gymnasium in Wuppertal, zeigt mit großem Erfolg, dass sich auch die Jugend von heute sehr wohl für Naturwissenschaften und Technik begeistern lässt, zumal wenn es mit astronomischen Themen versucht wird: Dafür wird er am 19. September 2017 auf der Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft in Göttingen mit dem Hanno und Ruth Roelin-Preis für Wissenschaftspublizistik ausgezeichnet.

Die Bilanz von Michael Winkhaus ist beeindruckend. Zusammen mit seinen Schülerinnen und Schülern hat er auf dem Dach seiner Schule sechs gleichwertig ausgestattete Beobachtungsstationen errichtet, eine weitere steht in einem zusätzlichen Sternwartengebäude. So können insgesamt sieben Gruppen gleichzeitig ihre eigenständigen Beobachtungsprogramme durchführen. Und im Schulkeller ist ein kleines aber vollwertiges Planetarium für 15 bis 20 Personen entstanden, dessen sämtliche Komponenten von den Schülerinnen und Schülern selbst gebaut wurden.

Michael Winkhaus hat seine Schülersternwarte schon früh als Kooperationsprojekt mit dem Fachbereich Didaktik der Physik der Bergischen Universität Wuppertal ausgestaltet, so dass nicht nur Schülerinnen und Schüler seiner Schule, sondern eben alle Interessierten die Sternwarte nutzen und dort eine astronomische Ausbildung bekommen können. Zusammen mit dem renommierten Astrofotografen Bernd Koch hat Michael Winkhaus in den letzten fünf Jahren etwa 70 Schülerkurse und 35 Lehrer- und Erwachsenenfortbildungen mit mehr als 1500 externen Teilnehmern durchgeführt. Über 100 Projekt-, Fach- und Jugend-forscht-Arbeiten sowie ca. 30 Bachelor- und Masterthesen von Studenten der Universität wurden in dieser Zeit am Schülerlabor Astronomie betreut. Allesamt werden sie fortlaufend auf der Internetseite des Fachbereichs Didaktik der Physik veröffentlicht: www.schulpooltemp.uni-wuppertal.de/versuche/work.php.

Viele dieser Arbeiten waren bei Wettbewerben (Jugend forscht, Röntgen-Physikpreis, BundesUmweltPreis) erfolgreich. Allein in den letzten beiden Jahren gab es zwei Bundessiege beim Wettbewerb Jugend forscht. 2016 wurde dem Schülerlabor Astronomie der Jugendforscht-Schulpreis zuerkannt. Und Michael Winkhaus selbst wurde für seine weithin wirksame Arbeit an diesem Projekt bereits vielfach ausgezeichnet; seit 2014 ist er als einziger Lehrer Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung.

2015

Karl-Heinz Lotze

Karl-Heinz Lotze

Auf der Jahrestagung 2015 der AG in Kiel wurde der Roelin-Preis an Karl-Heinz Lotze (64) verliehen, der als theoretischer Physiker mit dem Schwerpunkt Relativistische Physik an der FSU Jena eine besonders wirkungsvolle und nachhaltige Art von Brücken aus der Forschung in die Öffentlichkeit baut.

Mit hoher Intensität und Kompetenz bildet er Lehramtsstudenten der Physik und Astronomie aus und setzt sich systematisch für die Fortbildung von Gymnasiallehrern ein. Seine Leistungen in der Aus- und Fortbildung von Lehrern der Physik und Astronomie gehen weit über das reguläre Maß der Lehrverpflichtungen eines Hochschullehrers hinaus. Hier die wichtigsten Schwerpunkte seiner Aktivitäten:

Seit 2005 organisiert Herr Lotze gemeinsam mit Vertretern des SFB  „Gravitationswellenastronomie“ der DFG fast jährlich einen „Einstein-Tag für Schulen“ an der FSU Jena. Diesen Themen widmet er auch zahlreiche Veröffentlichungen – etwa in der pädagogischen Zeitschrift „Astronomie + Raumfahrt im Unterricht“, wobei er sowohl als Autor als auch als Herausgeber auftritt. Nahezu 20 thematische Sonderhefte hat er für die Zeitschrift „Praxis der Naturwissenschaften“ herausgegeben und durch eigene Beiträge gestaltet.

Herr Lotze ist die tragende Persönlichkeit hinter der mehrtägigen, bundesweit ausgeschriebenen Lehrerfortbildung „Astronomie“ in Jena. Etwas Derartiges war in der DDR und später an der Schulsternwarte „Johannes Franz“ in Bautzen beheimatet. Herrn Lotze gelang es im Jahre 2004 diese jährlichen „Tage der Schulastronomie“ an die Universität Jena zu holen, wo sie mittlerweile mehr als 140 Teilnehmer aus allen Bundesländern anziehen. Sponsoren sind die FSU, die DPG, die Heraeus-Stiftung und das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung.

Wichtige Weiterbildungen über Spezielle und Allgemeine Relativitätstheorie, Kosmologie sowie Physik und Mathematik für Lehrkräfte hat Herr Lotze auch als DPG-Fortbildungskurs im Physikzentrum in Bad Honnef durchgeführt.

Aus der Vereinigung von Initiativen von Herrn Lotze in Jena und im Haus der Astronomie in Heidelberg ist eine bi-nationale deutsch-italienische Serie von Heraeus-Sommerschulen „Astronomie aus vier Perspektiven“ für Lehramtstudenten und Lehrer entstanden. Begonnen 2013 in Heidelberg und fortgesetzt 2014 in Padua, 2015 in Jena und 2016 in Florenz, dienen die zyklischen Veranstaltungen dazu, über Landes-, Sprach- und Traditionsgrenzen hinweg Kenntnisstand und Motivation zukünftiger, aber auch derzeitiger Lehrer für zentrale Themen der Astronomie und Physik zu fördern. Der nächste Viererzyklus wurde 2016 bereits bewilligt.

Schließlich ist es insbesondere den vielfältigen Initiativen von Herrn Lotze zu danken, dass in Jena weiterhin die Möglichkeit des Astronomiestudiums für Lehrer und Lehramtsstudenten besteht. Damit ist in Thüringen die entscheidende Voraussetzung für einen geregelten Unterricht astronomischer und astrophysikalischer Themen an den höheren Schulen erfüllt.

2015

Claus Kiefer

Claus Kiefer

Auf der Jahrestagung 2013 der Astronomischen Gesellschaft in Tübingen wurde der Roelin-Preis an Claus Kiefer (55) verliehen, der als theoretischer Physiker an der Universität Köln die Grundlagen der Quantenmechanik und die Möglichkeiten einer zukünftigen Quantengravitation erforscht.

Zwar wissen die Physiker heute, dass die große und die kleine Welt im Urknall einen gemeinsamen Ursprung haben, aber sie benötigen zur Beschreibung eines jeden dieser beiden Bereiche eine eigene Theorie: Die Allgemeine Relativitätstheorie gilt für die Welt im Großen und deren Entwicklung, während für die Welt im Kleinen und deren beobachtete Struktur die Quantentheorie zuständig ist. Beide Theorien sind, jede in ihrem Bereich, hochgradig erfolgreich – nur leider sind sie in ihrem innersten Kern in fundamentaler Weise nicht miteinander verträglich.

Heute ringen die Forscher um ein einheitliches physikalisches Bild der gesamten Welt und ihres Ursprungs. Claus Kiefer selbst forscht mit großem Erfolg an dieser hochaktuellen Front der Wissenschaft – und er hat seine eigene Reise zum Anfang der Welt in einem mitreißenden Buch beschrieben: »Der Quantenkosmos. Von der zeitlosen Welt zum expandierenden Universum«, erschienen 2008 im S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M..

Das Buch setzt beim Leser nur diejenigen Grundbegriffe der Schulphysik voraus, welche ein interessierter Abiturient auch nach Jahren noch in seinem Gepäck hat. Wer sich auf diese anspruchsvolle und faszinierende Lektüre einlässt sollte bereit sein, langsam zu lesen und ab und zu auch einmal zurückzublättern, um die geschilderten Zusammenhänge stets klar vor Augen zu haben. So wird er zur Erkundung des großen Baums der physikalischen Wissenschaft geführt, dessen Krone seit Beginn des 20. Jahrhunderts weiter ausgegriffen hat, und dessen Wurzeln heute tiefer dringen, als jemals zuvor – und dessen eigentliche Vollendung uns heute zum Greifen nahe zu sein scheint.

2011

Hans-Thomas Janka

Hans-Thomas Janka

Auf der Jahrestagung 2011 der Astronomischen Gesellschaft in Heidelberg wurde der Roelin-Preis erstmals an einen selbst aktiven Forscher verliehen, und zwar an
Hans-Thomas Janka (51) vom Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching.

Auf der Jahrestagung 2011 der Astronomischen Gesellschaft in Heidelberg wurde der Roelin-Preis erstmals an einen selbst aktiven Forscher verliehen, und zwar an
Hans-Thomas Janka (51) vom Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching.

Auf seinem Arbeitsgebiet, der Erforschung der Supernovae und Gammastrahlenblitze, der Neutronensterne und der Neutrino-Astrophysik spielt Hans-Thomas Janka eine weltweit führende Rolle. Gleichzeitig – und diese Kombination ist hier relevant – engagiert er sich seit 1998 neben seiner Forschung auch für die Öffentlichkeitsarbeit seines Instituts. Den Roelin-Preis erhält er für sein Buch »Supernovae und kosmische Gammablitze. Ursachen und Folgen von Sternexplosionen«, erschienen 2011 in der Reihe Astrophysik aktuell bei Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg.

In diesem schmalen Taschenbuch entwirft Hans-Thomas Janka ein geschlossenes Bild von seinem eigenen, hoch aktuellen, in rasantem Fluss befindlichen Arbeitsfeld. Das Buch ist in populärwissenschaftlicher Art geschrieben, und gleichzeitig verkörpert es den letzten Stand der Wissenschaft. Man kann es an einem Nachmittag durchlesen, und dabei seine gediegene didaktische Sorgfalt genießen: Jedes erwähnte Detail ist in den großen Zusammenhang gestellt und in seiner Bedeutung herausgehoben.

Das Buch liefert allen, die sich der aktuellen Berichterstattung aus diesem wichtigen Forschungsgebiet widmen, das für ihre Tagesarbeit nötige Hintergrundwissen. Für den interessierten Abiturienten kann diese Lektüre leicht zum Schlüsselerlebnis werden, das die Wahl seines Studienfachs und damit seinen weiteren Lebenslauf bestimmt. Denn die Begeisterung, die Hans-Thomas Janka ganz offensichtlich in die Welt der Supernovae getrieben hat und ihn dort seit Jahrzehnten gefesselt hält, springt wie ein zündender Funke auf den neugierigen Leser über!

2009

Ulf Rauchhaupt

Ulf von Rauchhaupt

Mit ihrer Entscheidung ehrt die Jury den umfangreichen astronomischen Teil der publizistischen Arbeit des Preisträgers, insbesondere seine Berichterstattung in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Dort schreibt von Rauchhaupt oft umfassende Darstellungen über Themen aus der aktuellen astronomischen Forschung, und zwar in einer lebhaften, einprägsamen und unterhaltenden Art. Mit der innigen Verbindung aus fachlicher und journalistischer Kompetenz, die er in seiner Arbeit herstellt, vermittelt er – jenseits von Übertreibung und Sensationsmacherei – die Faszination unserer schönen Wissenschaft und ihrer nach wie vor andauernden, rasanten Entwicklung.

Ulf von Rauchhaupt (45) studierte Physik und Philosophie und forschte von 1992 bis 1998 am Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik in Garching, wo er 1997 über Radiohalos in Galaxienhaufen promovierte. Nach einer Hospitanz im Wissenschaftsressort der ZEIT und zwei Jahren als Reimar Lüst Research Fellow am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin war er zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Museum in München.

2001 trat er in die Feuilletonredaktion der F.A.Z. ein. 2002 wurde er mit dem Georg von Holtzbrinck Preis für Wissenschaftsjournalismus ausgezeichnet, 2006 mit dem Journalistenpreis der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Er ist Autor von »Wittgensteins Klarinette. Gegenwart und Zukunft des Wissens« (Berliner Taschenbuch Verlag 2005) und von »Der neunte Kontinent. Die wissenschaftliche Eroberung des Mars« (S. Fischer Verlag 2009).

2007

Markus Pössel

Markus Pössel

Markus Pössel arbeitete bis zur Zeit der Preisverleihung als Postdoc am Max-Planck-Institut für Gravitationsforschung (Albert Einstein Institut) in Potsdam.

Neben zahlreichen Beiträgen in den einschlägigen Zetschriften und Zeitungen (Sterne und Weltraum, Spektrum der Wissenschaft, Astronomie heute, Cicero, Die Welt und anderen) hat er mit dreierlei Leistungen die Jury besonders beeindruckt:

  • Der wichtigste Beitrag des MPI für Gravitationsphysik zum Einsteinjahr 2005, das populärwissenschaftliche Webportal Einstein Online zu Einsteins Relativitätstheorien wurde von ihm konzipiert und umgesetzt. Markus Pössel hat den ganz überwiegenden Teil der dort erschienenen Artikel – in deutsch und in englisch – selbst verfasst, und er unterhält es weiterhin und baut es aus. Als Redakteur wirbt er Autoren anderer Institute weltweit für Einstein Online an und redigiert deren Artikel.
  • Für verschiedene Ausstellungen im Einsteinjahr hat Markus Pössel Texte verfasst und interaktive Experimente konzipiert. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang seine Mitarbeit an der großen Ausstellung »Albert Einstein – Ingenieur des Universums«. Für diese Ausstellung, die im Jahr 2005 in Berlin 130.000 Besucher anzog, war er an Konzeption, Planung und Umsetzung des Bereichs »Einsteins Welt heute«, der sich mit den Auswirkungen von Einsteins Entdeckungen auf die moderne Physik auseinander setzt, maßgeblich beteiligt. Dafür schrieb er auch Ausstellungs- und Katalogtexte.
  • Schließlich hat Markus Pössel zwei erfolgreiche populäre Bücher verfasst:
    • »Phantastische Wissenschaft«, Rowohlt 2000 (2. Aufl. 2002) und
    • »Das Einstein-Fenster. Eine Reise in die Raumzeit«, Hoffmann und Campe 2005

Die Jury war beeindruckt von der Breite dieses multimedialen Ansatzes und von der fachlichen Kompetenz, die ihm zugrunde liegt. Die Arbeiten von Markus Pössel vermitteln dem Leser, Nutzer und Betrachter klare Einsichten in grundlegende Zusammenhänge und in eine bunte Vielfalt überraschender Konsequenzen, sowie reine Begeisterung für unsere schöne Wissenschaft und ihre Gegenstände.

2005

Thomas Bührke

Thomas Bührke

Thomas Bührke (48) wurde nach Abschluss seines Studiums der Physik, Promotion in Astronomie, sowie weiteren Jahren der aktiven astronomischen Forschung Redakteur bei den Physikalischen Blätter; seit 1990 ist er Redakteur der Zeitschrift Physik in unserer Zeit. Schwerpunkt seiner Arbeit ist aber die Darstellung astronomischer Themen als freier Journalist und Buchautor.

Für den Hanno und Ruth Roelin-Preis 2005 hat sich Thomas Bührke mit seinem Buch Albert Einstein und mit seinen umfassenden Darstellungen aktueller astronomischer Themen aus den Jahren 2004/2005 in der Süddeutschen Zeitung, der Welt, der Berliner Zeitung, sowie den Zeitschriften Spektrum der Wissenschaft und Bild der Wissenschaft beworben.

Albert Einstein, dtv portrait, München 2004 (3. Aufl.), ist eine lebendige Biographie, in der Bührke es mit großem Geschick versteht, Einsteins Leben, sein wissenschaftliches Denken und die turbulenten Umstände seiner Zeit miteinander in Bezug zu setzen. Einsteins Entdeckungen werden anschaulich geschildert und in den Kontext der zeitgenössischen Physik gestellt. Die astronomischen Bezüge, insbesondere in der Kosmologie, kommen ausführlich zur Geltung. Dabei bleibt E = mc2 die einzige Formel im ganzen Buch - und auch sie wird anschaulich erklärt!

Thomas Bührkes Berichterstattung in überregionalen Tageszeitungen und Zeitschriften überzeugt mit dem breiten Spektrum der behandelten Themen aus Astronomie und Weltraumforschung und mit der sorgfältigen Erläuterung komplexerer Zusammenhänge und Hintergründe. Dabei behält Bührke den Unterhaltungswert seiner Texte sehr wohl im Auge.

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