Professor Dr. Josef Solf (1934-2023)
Am 31. Dezember 2023 verstarb Josef Solf an seinem letzten Wirkungsort Jena. Zuvor war er 25 Jahre lang am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg tätig gewesen. Hier hat Josef Solf Entscheidendes zum Aufbau des Calar Alto Observatoriums beigetragen.
Im April 1969 trat er in das kurz zuvor gegründete Institut ein, damals noch in den Räumen der Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl. Im Rahmen seiner gerade erfolgten Promotion im Max-Planck-Institut für Kernphysik hatte er Kenntnisse in der Kern-Spektroskopie und der damals neuen digitalen Datenverarbeitung erworben. Das ermöglichte ihm einen raschen Umstieg in die Planung der großen Teleskope und der wissenschaftlichen Instrumentierung für das neu zu errichtende optische Observatorium. Er konzentrierte sich auf die Auslegung der komplexen spektrografischen Instrumentierung, insgesamt leitete er die Entwicklung von fünf Spektrografen für unterschiedlichste Anwendungen. Zu seinen bleibenden Verdiensten gehört die Schaffung des höchstauflösenden Coude-Spektrografen für das 2.2-m-Teleskop in einer neuartigen, lichtstarken Spiegel-Konstellation. Vorbereitet hatte er das durch Studienaufenthalte an großen amerikanischen Sternwarten und zahlreiche Verhandlungen mit den führenden Herstellern großer optischer Gitter und modernster astronomischer Instrumentierung. Beteiligt war er auch an der Sensorentwicklung für die Kameras der Spektrografen, die sich damals schnell entwickelten, von Fotoplatten zu Bildverstärkern und Diodenarrays, bis hin zu CCDs.
Mit der Inbetriebnahme und der wissenschaftlichen Erprobung aller Instrumente und Teleskope auf dem Calar Alto wurde Josef Solf selbst zum begeisterten beobachtenden Astronomen. Wissenschaftliches Neuland beschritt er mit seinen spektroskopischen Untersuchungen an bipolaren Nebeln. Deren physikalische Natur als eine Phase in der Sternentstehung konnte er durch seine umfangreichen Beobachtungen belegen.
Als nach der Wiedervereinigung Deutschlands auch die astronomische Forschungslandschaft in den neuen Bundesländern umstrukturiert wurde, sah Josef Solf eine Chance, in seine Heimat Thüringen zurückzukehren. Die große Akademie-Sternwarte in Tautenburg wurde zur Thüringer Landessternwarte und schrieb die Stelle für einen Direktor aus. Josef Solf bewarb sich und gewann den Wettbewerb gegen ein Dutzend Mitbewerber. Verbunden damit war die Ernennung zum Professor für Astronomie an der Universität Jena im Jahr 1994. Unverzüglich startete er ein Modernisierungsprogramm für Tautenburg und stellte junge Astronomen ein, darunter auch Heidelberger Absolventen. Neue wissenschaftliche Beobachtungsprogramme blieben nicht auf Tautenburg beschränkt, sondern wurden zum Calar Alto und der Europäischen Südsternwarte ausgedehnt. Nach fünf erfolgreichen Jahren erfolgte 1999 die Emeritierung.
Josef Solf wurde am 05. Februar 1934 in Worbis im Eichsfeld geboren. Noch vor dem vergleichsweise späten Einstieg in die Physik hatte er in seiner Jugend dem Jesuitenorden angehört und Theologie und Philosophie studiert. Er war sich sicher, dass er sehr alt werden würde, denn katholische Priester hatten statistisch die höchste Lebenserwartung -übertroffen nur noch von Astronomen. Josef Solf lieferte auch eine Erklärung für die Langlebigkeit der Männer in diesen beiden Berufsgruppen: Sie verbringen die meiste Zeit ihres Lebens bereits im Himmel und nicht auf Erden.
Josef Solf starb an Sylvester 2023 kurz vor der Vollendung seines 90. Lebensjahrs.
Dietrich Lemke